Motorsegler für
geschäftliche Termine konsequent genutzt / Sohn Philipp ist bewährter Co-Pilot
Nachdem
Peter Schuon unser vereinseigenes UL TL-96 Star bereits mehrfach für
geschäftliche Besprechungen vor allem in Norddeutschland nutzen konnte, durfte
nun folgerichtig auch der Motorsegler nicht länger ungenutzt in der neuen
Halle stehen bleiben: Um zwei Termine in Belgien und den Niederlanden ohne
Übernachtung bewältigen zu können, plante unser Mitglied einen Trip mit
unserem Motorsegler mit scharfer Feder an den Grenzen von dessen Reichweite.
Das Wetter und die Dienste seines
mittlerweile bewährten Co-Piloten, Sohnemann Philipp, steuerten ihren Teil zum
Erfolg bei! Insgesamt 1.098 km Flugstrecke legte die Familienbesatzung in
einer Flugzeit von 07:46 Stunden ohne Probleme zwischen den Etappenzielen
Eindhoven (Holland) und Kortrijk (Belgien) zurück. Herzlichen Glückwunsch zur
exakten Planung und der selbstbewussten und professionellen Umsetzung des
Flugvorhabens!
Michael Zistler
„Die Luftreise verlief
zwar exakt nach Plan, war aber dennoch nicht ohne Überraschungen! Hier ist der
ausführliche Reisebereicht von Peter Schuon:
Dienstag bei AIS
telefonisch 3 Flugpläne aufgegeben:
-
4:40 UTC Haiterbach Nagold über Hahn, und Grenzübertritt Maastricht nach
Eindhoven EHEH Landung 7:40
-
10:30 UTC Eindhoven EHEH über Zulu Grenzübertritt bei Lommel VOR BUN
Dendermonde nach Kortrijk EBKT Landung 11:45
-
14:30 UTC Kortrijk EBKT über TMA Charleroi 2 Grenzübertritt nach Luxemburg
bei Noertrange VOR Diekirch DIK Grenzübertritt nach Deutschland bei Konz VOR
Karlsruhe nach Haiterbach Landung 18:10
Die Dame war sehr zuvorkommend und hat auch
bei dummen Fragen ohne zu Murren weitergeholfen. Vorkenntnisse waren keine
erforderlich, da alles von AIS erfragt wurde und ich alle Fragen aus meiner
Flugplanung heraus leicht beantworten konnte. Wichtig ist, dass die Zeiten der
Grenzübertritte und die Ortschaften bekannt sind. Mit flugplanmäßigen Angaben
wie Pflichtmeldepunkte kann AIS als Ortsangaben nichts anfangen.
Die Winddaten für den Folgetag hatte ich aus
dem Sky view von PC Met.
Mit diesen dann in FL95 geplant. Da dort
Holland nur teilweise und Belgien nicht erfasst ist musste ich die
Streckenpunkte als Positionen aus der Karte holen und manuell eintragen.
Die nicht all zu große Arbeit hat sich jedoch
gelohnt. Die Abweichung zwischen Planung und Realität war beim 1. Flug 3
Minuten, beim 2. 2 Minuten und beim dritten 1 Minute. Wenn man berücksichtigt,
das es Flüge mit über 3 Stunden sind ist dies maximal 1,5% das ist für die
Flugplanaufgabe und die Tankberechnungen natürlich sensationell gut.
Mittwochmorgen zusammen mit meinem Sohn
Phillip auf den Flugplatz. Startcheck und Motor warm laufen lassen. Dann Motor
abgestellt 4:40 mit dem Handy bei AIS Flugplan aktiviert und mitgeteilt, dass
der Start in den nächsten 3 Minuten erfolgt.
Start 4:43 bei schönem Wetter aber etwas
diesiger Sicht.
Gleich auf FIS gegangen und über Karlsruhe
Richtung Hahn geflogen.
Vor dem Hunsrück waren teilweise Strecken mit
Bodennebel wir haben jedoch unter Sonder VFR ein midfield crossing über Hahn
bekommen.
3 Minuten vor VOR Maastricht wurde Frequenz
auf Belgien Aproach gewechselt. Dort blieb ich bis ich kurz vor Eindhoven
Frequenzwechsel für ATIS Eindhoven erbat. Dann zu Eindhoven Tower und über
Pflichtmeldepunkt Zulu angeflogen.
Jetzt wurde es etwas schwieriger der
Controller bat nach Meldepunkt Zulu, Report Mike der Meldepunkt war jedoch
weder auf meine Hollandkarte noch auf dem Anflugblatt verzeichnet. Habe Ihm
dies mitgeteilt und dann meine Standortmeldung einfach als Kurs und Entfernung
zum Flugplatz gegeben. Hat auch ausgereicht.
Die
Landebahn war natürlich lang und breit genug für den Rattel. Auf Eindhoven
Ground gewechselt und taxi Anweisungen erhalten. Hinter dem Follow Me her zum
Standplatz und vom Einweiser mit der Kelle brav eingewunken.
Der Flugplan wurde auf meinen Wunsch über Funk
durch den Tower um 7:40 also auf den Punkt genau geschlossen.
Der Motorsegler war bei weitem das kleinste
Flugzeug auf dem Platz die nächst kleinste Maschine war eine 2 mot Turboprop
für ca. 15 Passagiere. Sonst nur Mehrstrahlige Airliner.
Später
habe ich auch erfahren warum das so ist. Die Gebühren sind unter aller Kanone.
85,- € für die Landung und 87,- € für die Abfertigung. So teuer war das Landen
noch nirgends.
Das Personal war aber sehr freundlich und hat
auch gerne 20 Liter Avgas aus dem großen Tankwagen gezapft. Der Zapfhahn
verschluckt sich leider bei unserer kleinen Tanköffnung immer.
Von der freundlichen Dame am Empfang noch ein
Tipp für die Zukunft. Südlichöstlich von Eindhoven ist noch ein Flugplatz
Budel EHBU unter der CTR von Kleine-Brogel EBBL. Das ist zwar ca. 30 €
zusätzliche Taxikosten aber viel billiger.
Dann per
Taxi zum Kundentermin und wieder zurück.
Um 10.15 wieder auf dem Flugplatz. Nur noch 15
Minuten bis zum geplanten Start. Hat aber gepasst. Es gibt nicht viele
Formalitäten und schon 10 Minuten nach der Ankunft auf dem Flugplatz sind wir
wieder im Flieger gesessen.
Bei Freigabe zum Anlassen um Öffnung des
Flugplanes gebeten und um 10:34 UTC abgehoben.
Nach dem Verlassen der Frequenz auf die
belgische FIS gewechselt. Der Türmer von Eindhoven war so freundlich die
Frequenz raus zu suchen (hat jedoch ein wenig gedauert).
Dann in 1400 Fuß unter der Kontrollzone von
Brüssel hindurch nach Kortrijk.
Dort den Tower um Schließen des Flugplanes
gebeten und getankt. Dieser konnte den Flugplan nicht schließen, da Eindhoven
den Plan nicht geöffnet hatte.
Das hat aber zu keinen Problemen geführt. Ich
habe einfach über Handy beim deutschen AIS angerufen und diese haben mir
versichert, dass alles geregelt wird.
Maschine randvoll aufgetankt und mit dem Taxi
zum nächsten Kunden.
Um 14:15 wieder zurück auf dem Flugplatz.
Rein in den Flieger und pünktlich zum Flugplan
Termin um 14.30 an den Start. Kortrijk Tower hat den Flugplan geöffnet und
nachdem wir noch einige Hubschrauber abgewartet haben konnten wir um 14:35
starten.
Dann wieder in 1400 Fuß unter der Brüsseler
und diverser anderer Kontrollzonen durch mit Belgischer FIS nördlich von
Charleroi zur Luxemburger Grenze. Über das VOR Diekirch zur deutschen Grenze
bei Trier. Anschließend über Karlsruhe nach Hause. Landung 18:13 UTC. Nach der
Landung Flugplan per Handy bei AIS geschlossen.
Die gesamte Flugzeit an diesem Tage war 7H 46
min. für 1098 km Flugstrecke.
Laut Routenplaner wären es mit dem Auto 13H 15
min Fahrzeit und 1400 km gewesen.
Noch einige allgemeine Informationen:
Flugpläne erstellen und Einhalten macht keine
Probleme. Die Einhaltung erfordert jedoch eine präzise Streckenplanung und
einen durchdachten Terminkalender.
Flugpläne öffnen und schließen ist am
einfachsten mit dem Handy und auch am zuverlässigsten. Vor allem beim
Schließen kann man sich nicht immer auf die Controller verlassen.
Belgien
und Holland sind voll gestopft mit vielen großen und kleinen Lufträumen und
Beschränkungsgebieten. Diese lassen sich durch das flache Gelände jedoch
leicht Unterfliegen und wenn man unter Flugverkehrskontrolle fliegt, was man
unbedingt tun sollte darf man durch die meisten auch problemlos durch.
Der Funkverkehr in Englisch ist auf die Dauer
etwas anstrengend. Die Holländer haben einen eigenwilligen Slang und die
Belgier hören sich oft eher französisch an. Zudem wird unter FIS natürlich
auch in Landessprache gefunkt und man kann zwangsläufig nicht alles aus der
Umgebung mitbekommen. Die Controller sind jedoch durchweg hilfsbereit und
ersparen manchen Umweg.
Das Kartenmaterial ist leider nicht ganz so
präzise wie die deutschen ICAO Karten. Ich habe eine Holländische Karte und
die Karte vom Nordosten Frankreichs benutzt. Es sind bedeutend weniger
Ortschaften und Geländemerkmale enthalten. Dafür jede Menge Lufträume in
teilweise aberwitzigen Umrissen. Diese lassen sich auf Grund der fehlenden
Bodenmerkmale nur schlecht überprüfen. Ohne aktuelles GPS also besser bleiben
lassen.
An beiden von mir angeflogenen Flugplätzen
waren auch die Pflichtmeldepunkte nicht alle eingezeichnet.
Um die Arbeitsbelastung im Cockpit in Grenzen
zu halten sollte man zu 2. sein. Ich hatte das Glück meinen Sohn mitnehmen zu
können. Der ist inzwischen ein sehr guter Copilot dem man viele Aufgaben
übertragen kann.
Treibstoff:
Constant speed auf 4200 U/ min zwischen 23 und
meist 24 Inch geflogen Reise 150 bis 160 Km/h
Verbrauch auf den 1. beiden Legs 51 Liter für
4h 8min also nur 12,34 Liter / Stunde das ergibt eine Endurance von 4h 25min.
Darauf darf man sich natürlich nicht verlassen
aber mit der Erfahrung aus den ersten beiden Flügen habe ich die 3h 38min. für
den dritten Flug ohne Kopfschmerzen angegangen.
Die Werte aus dem Flughandbuch hätten das
nicht so ohne weiteres hergegeben.
Wenn wir im Mose auch einen Kraftstoff
Durchflussmesser wie im UL hätten könnten wir hier nicht nur mehr Sicherheit
in die Reiseflüge bringen sondern auch etliches an Sprit einsparen. Jeder
sieht dann unmittelbar, wie sich sein Flugverhalten auf den Verbrauch
auswirkt.“
Peter Schuon